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27.09.2008
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Empfohlen vom Herrn Geheimrat Goethe

Schlösser aus drei Jahrhunderten prägen in Dornburg den Balkon Thüringens

Von Gottfried Walsch
Der ideale Ort für ein Glas Wein an einem warmen Tag: die fünfeckige Bastion unterhalb des Rokokoschlosses in Dornburg. Fast hundert Meter tiefer windet sich die Saale. Hinter uns ragt das Schloss empor, das aus dieser Perspektive gewaltig aussieht, von der Straße her aber eher wie ein Lustpavillon. Das weiße Gemäuer, das südlich zwischen den hohen Bäumen des Parks zu sehen ist, gehört zum Renaissanceschloss. Und linker Hand erhebt sich der graue Klotz des Alten Schlosses. Das sind die viel gerühmten Dornburger Schlösser auf dem sogenannten Balkon Thüringens.
Die Aussicht ist herrlich und fröhlich
»Von hier aus«, sagt Claudia Wolleschensky und weist auf die Bastion, »von hier aus wollte der Herzog Ernst August von Sachsen-Weimar ein Manöver befehligen, wie es August der Starke in Zeithain abhielt.« Es fehlte dem Herzog jedoch am nötigen Kleingeld für die Schau. Die junge Frau schmunzelt. Als Gästeführerin erzählt sie den Touristen lieber solche Anekdoten, als Jahreszahlen herzubeten und Eigentümerwechsel, die im nächsten Augenblick schon wieder vergessen sind. Dennoch ist die ehemalige Agraringenieurin in Geschichte sattelfest und stolz auf die regionale Historie. Immerhin steht das Alte Schloss auf Mauern einer Königsburg, einer Pfalz also, die der seinerzeit wandernde Königshof hin und wieder oder auch öfter besuchte.
Hier war es beispielsweise Otto I. (der spätere »Große«), der 952, 955, 958 und als Kaiser 965 nach Dornburg kam. Mit jeweils 200 bis 300 Personen und entsprechendem Zugvieh. Das lässt sich heute nur schwer vorstellen, zumal die Burg, im 16. Jahrhundert zum Schloss aus- und häufig genug umgebaut, als alles Mögliche, darunter als Amtssitz, herzogliche Fabrik und Altenheim, genutzt worden war. Nun dient sie, in den letzten Jahren grundlegend saniert, der Universität Jena als Begegnungszentrum und Heiratswilligen als Standesamt.
Für Besucher ist außer Hof und Garten nichts zu besichtigen. »Ganz anders im Renaissanceschloss«, sagt Claudia Wolleschensky, die in der kleinen Stadt mit rund 850 Einwohnern auch die Touristinformation repräsentiert. »Das Renaissanceschloss ist eng mit dem Namen Goethe verbunden.« Das stimmt und stimmt wiederum nur bedingt. Denn eigentlich galten Goethes Interesse und Leidenschaft allen Dornburger Schlössern.
Ein Ritt nach Camburg habe den Dichter in Begleitung von Herzog Carl August 1776 erstmals durch Dornburg geführt, berichtet die Klassik Stiftung Weimar. Damals entstand mit Blick von der Saalebrücke aus eine Zeichnung der drei Schlösser, die Goethe an Charlotte von Stein schickte. Dienstliche Obliegenheiten führten den Geheimrat auch später immer wieder nach Dornburg, das er in Briefen begeistert beschrieb (»die Aussicht ist herrlich und fröhlich«).
Ins Renaissanceschloss indes, einst Herrenhaus eines Rittergutes, kam Goethe 1828 gleich für mehrere Monate, als er sich nach dem Tode seines fürstlichen Freundes Großherzog Carl August aus Weimar zurückzog. Hier entstanden die »Dornburger Gedichte«, hier beschäftigte sich der 78-Jährige noch täglich mit naturkundlichen Studien, die in den Goethezimmern des Schlosses dokumentiert sind. Bei all ihrer zeitgemäßen Ausstattung – original ist lediglich im »Bergzimmer« der Schreibsekretär, an dem der Dichter gearbeitet hat.
Mal putzte man das Schloss heraus, mal vergaß man es
Steht das Renaissance- oder Goetheschloss für das 17. Jahrhundert, ist das reizvolle Rokokoschlösschen rund hundert Jahre jünger. Zwischen 1732 und 1747 ließ es Herzog Ernst August errichten. Wie ausgestellte Bauzeichnungen zeigen, war die Anlage offenbar größer geplant als realisiert. »Wie immer fehlte das Geld«, meint unsere Gästeführerin. Das Schlösschen erlebte manches Auf und Ab. Mal geriet es in Weimar in Vergessenheit, mal putzte man es heraus und nutzte es als Sommerquartier. Franz Liszt hat hier konzertiert und der erste gewählte Landtag 1918/19 getagt, der die Ablösung der Zwangsgesindedienste verfügte.
Mit der erst im Juni vergangenen Jahres abgeschlossenen Sanierung des Gebäudes ist manches »ursprünglich« gestaltet. So glänzt der Festsaal wieder in Stuckmarmor. Auf Großherzog Carl Alexander geht das Speisezimmer mit blau-weißem Mobiliar und wertvollen chinesischen und niederländischen Porzellanen zurück. Zu den Exponaten des Museums zählen weitere Porzellane, Waffen und Gemälde. Carl Alexander ist es auch zu verdanken, das Dornburg alljährlich am letzten Juniwochenende das Rosenfest feiert und die Rosenkönigin krönt; denn der Großherzog empfing zu seinem Geburtstag im Rosengarten die Glückwünsche der Dornfelder Jungfrauen.
Auf den Hanglagen rings um die Schlösser wächst unterdessen wieder Wein: Gutedel, Kerner, Silvaner und andere Reben, die zum Dornburger Rotling gekeltert werden. Wir hätten den zu Füßen des Rokokoschlosses gern probiert. Doch wurde er leider nicht ausgeschenkt.
• Infos: Dornburg-Tourist, Friedrich-Ludwig.-Jahn-Str. 7, 07778 Dornburg, Tel. (036427) 209 34, www.dornburg-saale.de,E-Mail: info@dornburg-saale.eu
• Öffnungszeiten: Rokoko-/ Renaissanceschloss: 1. April - 31. Oktober Dienstag - Sonntag 10 - 18 Uhr, Winter geschlossen, Eintritt einzeln Erwachsene 2, Kombikarte 3,50 Euro
• Thüringer Tourismus GmbH, Postfach 900407, 99107 Erfurt, Tel.: (0361)3742-0, Fax: -388, E-Mail: service@thueringen-tourismus.de, www.thueringen-tourismus.de
Neues Deutschland
Sozialistische Tageszeitung • Dienstag, 30. September 2008
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